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Mit ‚Püppchen‘ werden Jugendliche für das Thema ‚Essstörungen‘ sensibilisiert

22. 06. 2022

Gescher. In jedem Menschen steckt etwas Besonderes, etwas Einzigartiges. Diese Erkenntnis wurde den etwa 120 Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufe 7 der Gesamtschule in Gescher mit dem AOK-Präventionstheater ‚Püppchen‘ vermittelt. „Mit unserem Präventionsprogramm möchten wir das Selbstwertgefühl der Jugendlichen stärken und ihre Wahrnehmung schärfen, um erste Anzeichen einer möglichen Essstörung zu erkennen. Die jungen Menschen lernen so, für sich einzustehen und sich, wenn nötig, Hilfe zu holen“, sagt Franziska Düsterhöft, Präventions-Spezialistin bei der AOK NordWest. Und wie wichtig das Thema im Alltag von jungen Menschen ist, bestätigt auch Dr. Hendrik Lange, Suchtpräventionsbeauftragter der Gesamtschule Gescher: „Dieses Theaterstück bietet eine sehr gute Möglichkeit, unseren Schülerinnen und Schülern das Thema Essstörungen näher zu bringen. Denn der allgegenwärtige Schlankheitswahn ist auch bei uns in der Schule ein großes Thema und kann rasend schnell in eine Essstörung enden. Hier wollen wir unseren Schülerinnen und Schülern gern helfen und den Präventionsansatz der AOK in unserer Schule unterstützen.“

  

„Ich mag mich so wie ich bin!“ ist die wohl wichtigste Aussage der beiden Schauspielerinnen Susanne Hocke und Viola Knapp. Die beiden Frauen besuchten die Gesamtschule Gescher und führten das AOK-Präventionstheater „Püppchen“ in zwei Aufführungen für die vier Klassen des Jahrgangs 7 auf. „Die Kombination aus Theaterstück und anschließender Nachbesprechung im Klassenraum mit den Theaterpädagoginnen, hat uns überzeugt den Aktionstag durchzuführen“, erklärte Dr. Hendrik Lange, Suchtpräventionsbeauftragter der Gesamtschule Gescher. Die beiden Schauspielerinnen zeigten mit viel Einsatz und sehr eindrücklich, wie Essstörungen die betroffenen Personen belasten und ihr Leben negativ beeinflussen. Sie deckten verschiedene Ursachen und Auswirkungen der Sucht auf, wiesen aber auch auf Möglichkeiten der Hilfe hin. Ihre Leistung wurde durch reichlich Applaus der Klassen belohnt.

 

Es gibt keine alleinige Ursache für Essstörungen. In der Regel sind es mehrere Faktoren, die zusammen zur Magersucht, Bulimie oder Binge-Eating-Störung führen können. Bei der Magersucht dominiert das Untergewicht, bei der Bulimie die Heißhungerattacken mit selbst herbeigeführtem Erbrechen bei normalem Körpergewicht, und die Binge-Eating-Störung ist geprägt durch Heißhungerattacken ohne Erbrechen und mit daraus folgendem Übergewicht. Dabei geben folgende Fakten zu bedenken: Etwa 20 von 100 Kindern und Jugendlichen im Alter von elf bis 17 Jahren zeigen bereits ein auffälliges Essverhalten mit Symptomen einer Essstörung wie etwa Unzufriedenheit mit Figur und Gewicht oder Heißhungeranfällen. Mädchen sind fast doppelt so häufig betroffen wie Jungen. Etwa die Hälfte der Mädchen und ein Fünftel der Jungen im Alter von 15 Jahren empfinden sich als zu dick, obwohl sie normalgewichtig sind. Mehr als die Hälfte der Mädchen hat in diesem Alter bereits Diäterfahrungen gesammelt, jedes vierte Mädchen sogar mehrfach. Ein gestörtes Essverhalten kann in eine Essstörung übergehen mit erheblichen Folgen wie zum Beispiel: Herzrhythmusstörungen, Kreislaufbeschwerden oder Störungen der Nierenfunktion. „Wer eine Essstörung hat, erkennt das oft nicht. Deshalb brauchen Betroffene Hilfe. Spezielle Beratungsstellen unterstützen Familien, Freunde und Lehrer“, sagt Düsterhöft. In der Region gibt es solche Angebote zum Beispiel im „Wegweiser Essstörungen“ des Kreises Borken und den Beratungsstellen der Caritas.

 

In der Zeit des Erwachsenwerdens verändert sich der Körper, Äußerlichkeiten beginnen eine wichtige Rolle zu spielen und die eigene Rolle muss gefunden werden. Wenn dann vielleicht noch eine starke seelische Belastung wie etwa Verlust eines geliebten Menschen, Mobbing oder eine gestörte Mutter/Vaterbeziehung hinzukommt, kann es zu einem gestörten Essverhalten kommen.

 

Ob und wie es die Jugendlichen an ihrer Schwelle zum Erwachsenwerden schaffen, mit sich und ihrer eigenen Lebenssituation umzugehen, davon handelt das Theaterstück ‚Püppchen‘. Seit 2014 wird es von der AOK NordWest als Einstieg zum Programm zur Prävention von Essstörungen kostenfrei für Schulen in Westfalen-Lippe angeboten.

 

Das Stück ‚Püppchen‘ erzählt spannend und sensibel die Geschichte von Lena und Shirin, die ohne davon zu wissen, einen ähnlichen Weg gewählt haben mit ihren Problemen umzugehen. Lena soll zu Hause funktionieren und ihre überlasteten Eltern unterstützen. Keiner fragt sie, was sie möchte und deshalb findet sie: „Mein Leben ist zum Kotzen“. Und das ist, was sie dann auch tut. Ihre Schulfreundin Shirin hat in letzter Zeit „ganz schön abgenommen“, Sie merkt nicht, wie sich ihre Wahrnehmung verändert in einer Welt, in der sie niemand mehr zu verstehen scheint. „Nur noch zwei Kilo abnehmen, wo ist denn da das Problem?“

 

Doch ‚Püppchen‘ ist nicht nur ein Theaterstück. In diesem AOK-Präventionsprogramm ist auch eine kostenfreie theaterpädagogische Nachbereitung wichtiger Bestandteil. Im Anschluss an die Aufführung bearbeiten die Jugendlichen den Inhalt des Stückes gemeinsam mit den erfahrenen Schauspielern und Theaterpädagogen im Klassenverbund nach. Sie besprechen, wie sie sich gegenseitig unterstützen können, wo sie bei Bedarf Hilfe bekommen und führen Übungen zur Stärkung des Selbstwertgefühls durch.

 

„Die Schule hat einen starken Einfluss auf das Gesundheitsverständnis von Kindern und Jugendlichen. Die heutige Theateraufführung vermittelte in sehr anschaulicher Weise Kenntnisse und Fähigkeiten, wie sie gesund leben, Verantwortung für ihre Gesundheit übernehmen und ihr persönliches Wohlbefinden gestalten können“, sagt Dr. Hendrik Lange. Nach der gelungenen Premiere hofft die Schule darauf, dass auch im nächsten Jahr wieder der Aktionstag stattfinden kann. Dann wahrscheinlich im neuen Theatersaal.

Interessierte Einrichtungen im Kreis Borken können sich bei der AOK NordWest für die Durchführung von ‚Püppchen‘ bewerben. AOK-Präventions-Spezialistin Franziska Düsterhöft beantwortet unter der Telefon-Nummer 0800 2655 509538 gern weitere Fragen und nimmt Anmeldungen entgegen.

 

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